Immer sind die anderen schuld – oder liegt es doch an dir?
Ich persönlich liebe es, Menschen zu beobachten. Vor allem im Hotelbetrieb macht mir das besonders viel Spaß, weil dort ja alles in einander übergeht. Das heißt, wenn der Verkauf seine Arbeit nicht anständig macht, steht das Telefon der Reservierung still, hat die Rezeption niemanden zum Einchecken, das Housekeeping keine Zimmer zu reinigen, das Restaurant wäre leer und die Köche würden wahrscheinlich den Herd putzen, statt zu kochen.
Jeder muss mit jedem arbeiten und jeder muss jedem vertrauen, damit der Laden läuft. Klingt einfach? Ist es aber bei weitem nicht. Spannend wird es nämlich immer dann, wenn der eine Kollege nicht macht, was der andere will oder wenn jemand einfach anders ist man selbst.
Wahrscheinlich kennst du folgende zwei Situationen zur Genüge und verdrehst gleich schon beim Lesen deine Augen.
Situation 1
Du kommst ausgeschlafen und gut gelaunt auf die Arbeit, setzt dich an den Rechner und legst lost – Kundenakquise, Bestandskundenbetreuung und eine Hausführung durch eure heiligen Hallen. Du bist frohen Mutes und weißt für dich, dass der Tag so richtig gut werden wird.
Plötzlich geht die Bürotür auf, fällt wieder ins Schloss und du sieht sie – deine Kollegin! Das kann ja heiter werden. Schon wieder hat sie schlechte Laune. Schon wieder ist sie gestresst und genervt und jammert herum, dass Montag ist.
Klasse! Was für ein toller Start in die neue Woche!
Situation 2
Das Frühstück im Restaurant ist gerade vorbei. Du und deine Kollegen habt alle Mühe das Restaurant für das Mittaggeschäft vorzubereiten. Alle arbeiten Hand in Hand. Jeder Handgriff sitzt.
Wenn da nicht dieser eine Kollege wäre. Nahezu andächtig bereitet er das Mise-en-place für das Mittagsgeschäft vor, vergisst die Welt um sich herum und treibt dich mit seinem „Schildkröten-Gang“ in den Wahnsinn.
Die Gäste kommen in einer halben Stunde und wenn der Kollege so weiter macht, ist er zum Abendgeschäft noch immer nicht fertig. Du wirst ungeduldig und würdest das Mise-en-place am liebsten fertig machen. In deinem gewohnten Tempo eben.
Zwei Situationen, die mich, wenn ich darüber schreibe richtig amüsieren. Warum? Weil ich es genau so erlebt und mir dadurch immer schön die Laune habe verderben lassen.
Im Coaching habe ich dann gelernt, dass Menschen sich mir gegenüber genau so verhalten, wie ich über sie denke?
Das ist bei dir nicht anders und heißt also, wenn du denkst, dass deine Kollegin, immer schlecht gelaunt ist und genervt ins Büro kommt, wird sie das auch tun. Wenn du außerdem glaubst, dass der Kollegen im Restaurant so langsam ist und nicht zu Potte kommt, wird er seine Arbeit auch immer schön langsam weitermachen.
Du willst es ja auch gar nicht anders und erwartest es unbewusst sowieso von ihnen. Tagein tagaus bestätigen sich deine Gedanken über deine Kollegin und deinen Kollegen in deren Tun.
(Andersherum ist es übrigens genauso. Wenn er oder sie denkt,
dass du zum Beispiel immer Fehler bei der Arbeit machst, wirst du in deren
Gegenwart auch immer Fehler machen und ihm oder ihr das immer wieder
bestätigen.)
Wahrscheinlich merkst du selbst, wie mega anstrengend das ist und wie das deinen
Arbeitsalltag extrem negativ beeinflusst.
Deine Gedanken kreisen bewusst und unbewusst immer wieder um diese Situationen
und machen, wenn du mal ganz ehrlich bist, echt schlechte Laune.
Was kannst du also tun um das
Blatt zu wenden und den Arbeitsalltag für dich entspannter zu gestalten?
Hier sind meine 3 Tipps für dich, die ich selbst regelmäßig anwende und damit total gelassen bleibe.
1. Frage dich, warum es dich stört.
Wenn du zum Beispiel meinst, deine Kollegin habe immer
schlechte Laune und dein Kollege sei langsam, dann ist das dein ganz eigenes
Empfinden. Frage dich mal, warum dir überhaupt auffällt, wie sich die Kollegin
verhält, was der Kollege wie macht und warum es dich so stört.
Bist du vielleicht immer der Strahlemann mit der guten Laune, egal wie schlecht
es dir geht? Würdest du vielleicht auch gerne mal nicht so gut drauf sein, aber
erlaubst es dir gar nicht?
Bist du vielleicht immer extrem schnell in dem was du tust und würdest gerne mal langsamer arbeiten?
Jeder Mensch, ganz gleich was er tut oder nicht tut, ist ein Spiegel von dir.
Überlege, was dieser Mensch mit seinen Handlungen oder Worten in dir auslöst und überlege dann, was du ändern kannst. Denn eines ist sicher, du wirst deinen Gegenüber nicht ändern können.
2. Ändere deinen Blickwinkel und entwickele Verständnis.
Hinterfrage dich, ob das, was du über deine Kollegin oder deinen Kollegen denkst, wirklich wahr ist und verändere dadurch deinen Blickwinkel auf die Situation.
Vielleicht ist deine Kollegin ja gar nicht schlecht gelaunt. Vielleicht hat sie einfach neben der Arbeit Probleme, bei der ihr die nötige Unterstützung fehlt und sie die Gedanken daran nicht loslassen.
Vielleicht ist dein Kollege ja auch gar nicht zu langsam, sondern durch und durch ausgeglichen. Möglicherweise geht er mit Bedacht an seine Aufgaben, um Fehler zu vermeiden.
Denke immer daran, Dinge sind nicht immer nur schwarz oder weiß.
Entwickle Verständnis – jeder Mensch ist anders.
3. Finde mindestens 5 positive Dinge- täglich!
Anfangs wird dir das möglicherweise etwas schwerfallen, aber nimm dir bewusst Zeit dafür und überlege jeden Tag, welche Dinge und Eigenschaften du an deiner Kollegin und deinem Kollegen gut und positiv findest.
Vielleicht ist die Kollegin mit der schlechten Laune ein geniales Rechengenie, arbeitet unglaublich strukturiert oder hat schöne Augen.
Vielleicht ist der langsame Kollege empathisch und beliebt bei Gästen und Kunden oder trägt coole Schuhe.
Es gibt so viele Dinge, die positiv und schön an Menschen sind. Es sind oft die kleinen Dinge. Du musst nur die Augen aufmachen und es sehen wollen.
Du wirst weder deine Kollegin noch deinen Kollegen ändern können, aber du kannst jederzeit deine Einstellung zu ihr oder ihm ändern.
Wenn du die 3 Tipps regelmäßig anwendest, wirst du sehen, wie sich die Beziehung zu deiner Kollegin oder deinem Kollegen verändert. Nach kurzer Zeit entwickelst du Verständnis und eure Zusammenarbeit entspannt sich. Probiere es mal aus.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren.
Alles Liebe,
Deine Cornelia
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